Der Windkraftgipfel Anfang September 2019 endete ohne konkrete Maßnahmen. Das mit Spannung erwartete Klimapaket der Bundesregierung enttäuscht mit klima- und energiepolitischer Zaghaftigkeit. Weiter geht es bei den Übernahmeplänen von Innogy durch E.ON. Frankreichs Kernkraft und Öl sorgen für ein Auf und Ab der Commoditypreise.

Klimapaket 2030 überzeugt nicht

Am 20. September 2019 hat das Klimakabinett das Klimaschutzprogramm 2030 vorgestellt (Quelle: Bundesregierung). In einer dreiteiligen Serie haben wir das Klimapaket des Bundesregierung eingehend untersucht. Das Paket wird den klima- und energiepolitischen Herausforderungen bis 2030 nicht gerecht und geht stattdessen den Weg des geringsten Widerstands.

Vor allem ist der CO2-Preis in den Sektoren Wärme und Verkehr bis 2025 zu gering, um einen Umstieg auf CO2-ärmere Technologien anzustoßen. Abbildung 1 stellt den CO2-Preis des Klimapakets im Vergleich zu den notwendigen Preisen nach wissenschaftlichen Berechnungen dar.

Zusätzliche CO2-Bepreisung im Verkehrs- und Wärmesektor laut Klimapaket 2030 und wissenschaftlicher Notwendigkeit

Abbildung 1: Zusätzliche CO2-Bepreisung im Verkehrs- und Wärmesektor laut Klimapaket 2030 und wissenschaftlicher Notwendigkeit (Quelle: Energy Brainpool)

Für die Reduktion der deutschen Treibhausgasemissionen werden so wichtige sechs Jahre vergeudet. Bei vielen der Förderprogramme des Klimaschutzprogramms 2030 sind bisher keine Förderhöhen oder konkrete Details bekannt.

Am 25. September 2019 hat das Bundeskabinett das Klimapaket einstimmig verabschiedet (Quelle: PV Magazine). Verbände (Quelle: vzbz) und die politischen Opposition haben sich stark gegen die Maßnahmen im Paket ausgesprochen. Sie sehen im Wirrwarr der verschiedenen Förderungen keinen roten Faden (Quelle: Erneuerbare Energien). Für eine Reihe der 66 Maßnahmen des Klimaschutzprogramms müssen neue Gesetze entworfen und verabschiedet werden.

Ein Viertel der Maßnahmen müssen durch den Bundesrat und könnten dort verschärft werden (Quelle: dena). Die Hoffnung, Teile des Paket stärker auf den Klimaschutz auszurichten, liegt nun in den Abstimmungen und Verhandlungen der einzelnen Maßnahmen.

Für den Klimaschutz wichtige Maßnahmen werden erst ab dem Jahr 2021 greifen. Die Arbeit in den politischen Gremien während der nächsten Monate und der gesellschaftliche Druck werden zeigen, wie und ob die Vorschläge aus September 2019 tatsächlich in heutiger Form den deutschen Klimaschutz bis 2030 bestimmen werden.

Windkraftgipfel kommt zu keinem Ergebnis

Die Stimmung in der deutschen Windbranche war düster, als Wirtschaftsminister Altmaier am 5. September 2019 einen nationalen Windkraftgipfel einberief. Die Gründe des stockenden Ausbaus als auch der unterzeichneten Ausschreibungen sind allseits bekannt: Zu lange Genehmigungsverfahren und Klagen gegen Windparks, sowie Abstandsregelungen, welche das Flächenpotenzial einschränken.

Wirtschaftsverbände und Umweltorganisationen haben im Vorfeld des Windkraftsgipfels einen 10-Punkte-Plan für die Wiederbelebung des Windenergieausbaus an Land veröffentlicht. Die Vorschläge drehen sich vor allem um eine neue nationale Strategie der Flächenausweisung für Windkraftanlagen. Darüber hinaus gegen pauschale Abstandsregeln, der Möglichkeit für Repowering an bestehenden Windparks sowie der wirtschaftlichen Beteiligung von Kommunen zur Erhöhung der lokalen Akkzeptanz der Anlagen (Quelle: Windbranche).

Das Klimaschutzpaket der Bundesregierung griff einige der genannten Punkte auf, allerdings teilweise anders als die Branche es erwartete. So soll nun eine deutschlandweite Abstandsregel von 1000 Metern zu bewohnten Gebieten gelten, welche die Bundesländer oder Kommunen jedoch auch verringern können. Eine Konzept für die finanzielle Beteiligung von Kommunen am Betrieb der Windräder ist ebenfalls in Arbeit.

Windausbau bis 2021 zu gering für Erneuerbaren-Energien-Ziele

Für die Ausschreibung von Onshore Wind von 500 MW im September 2019 kamen die Vorschläge allerdings zu spät. Wie schon bei der Ausschreibung aus dem August war der durchschnittliche Zuschlagswert der gesetzliche Höchstwert. Von den 500 MW wurden nur 179 MW bezuschlagt, da es nicht genug Bieter gab. 64 Prozent der ausgeschriebenen Leistung wurde somit nicht vergeben (Quelle: Bundesnetzagentur).

Vor dem Jahr 2021 ist auch nicht mit einer Belebung des Ausbaus der deutschen Windkraft an Land zu rechnen. Seit Mai 2018 waren alle Ausschreibungen unterzeichnet. Bei einer durchschnittlichen Umsetzungsdauer neuer Windkraftanlagen von knapp 20 Monaten wird der Ausbau in 2020 ebenfalls unter 1500 MW liegen. Dies ist weniger als ein Drittel der jährlich zu installierenden Leistung von 4500 bis 5000 MW, um das Ziel von 65 Prozent Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch in 2030 zu erreichen (Quelle: Montel).

 EU-Kommission: E.ON darf Innogy übernehmen

 Anders als das Klimaschutz -Programm 2030, über welches sich nur wenige Akteure am Energiemarkt freuen, dürften E.ON und RWE eine weitere politische Entscheidung gutheißen. Die Unternehmen E.ON und RWE beschlossen in 2018 ihre Geschäfte zu bündeln. Der Innogy-Teil von RWE sollte in den E.ON-Konzern übergehen.

Die Transaktion der beiden Energieriesen musste allerdings auch bei den EU-Kartellbehörden angemeldet werden. Den Tausch von Unternehmensanteilen und Geschäftsfeldern wurde seit Januar 2019 bei der EU untersucht. In einem vertieften Prüfungsverfahren wurde analysiert, ob E.ON nach der Übernahme von Innogy eine zu starke Stellung im Vertrieb von Strom und Gas in vielen europäischen Ländern bekommt (Quelle: PV Magazine).

Die Europäische Kommission hat dem Tauschhandel der beiden größten deutschen Energieunternehmen im Wert von EUR 40 Mrd. Mitte September zugestimmt. E.ON wird die RWE-Anteile an Innogy in Höhe von 76,8 Prozent übernehmen, während RWE eine Beteiligung von 16,7 Prozent an E.ONon, sowie das komplette Ökostromportfolio der beiden Unternehmen erhält (Quelle: Erneuerbare Energien).

Die Auflagen der Kartellbehörden sind relativ gering. Viele Marktteilnehmer wie etwa Lichtblick, der Bundesverband Neue Energiewirtschaft oder Eurosolar sehen die Zusammenlegung der Geschäftsbereiche kritisch, da der Wettberwerb eher verhindert werde (Quelle: PV Magazine).

Preise im Auf und Ab

An den Commoditymärkten ging es im September 2019 erst nach oben, um gegen Ende des Monats nur knapp über den Preisen des Monatsanfangs zu enden. So stiegen die Stromfuturepreise um bis zu sechs Prozent, nachdem am 10. September Sorgen über die Verfügbarkeit der französischen Kernkraftwerke nach außen drangen (Quelle: Montel).

Weiteren Schub erhielten die Commodities durch Angriffe auf saudi-arabische Ölinfrastruktur am 14. September 2019. Die Preise für Rohöl stiegen innerhalb eines Tages um etwa 20 Prozent, dem höchsten Sprung seit mehr als drei Dekaden. Und der Frontmonat Brent landetet bei über 67 USD/Barrel (Quelle: Montel).

Abbildung 2 zeigt die Preisentwicklung des Frontjahres für die Lieferung von Grundlaststrom in Deutschland im September 2019, welches auf über 50 EUR/MWh stieg. Deutlich werden auch die fallenden Preise gegen Ende des Monats, als die Angst um die Ölversorgung wieder abnahm und auch die Preise der Kohlekontrakte wieder zurückgingen.

Preisentwicklung des Stromfrontjahres Base Deutschland im September 2019

Abbildung 2: Preisentwicklung des Stromfrontjahres Base Deutschland im September 2019 (Quelle: Montel)

Am Spotmarkt macht sich die verbesserte Wirtschaftlichkeit von Gaskraftwerken weiterhin bemerkbar. Sie produzierten im September 2019 etwa doppelt so viel Strom wie die deutschen Steinkohlekraftwerke. Die Einspeisung von Wind und Sonne machte mehr als ein Drittel der monatlichen Erzeugung aus. Abbildung 3 zeigt die Stromerzeugung der verschiedenen Technologien und die Day-Ahead-Preise für den September 2019. Die Preise gingen insbesondere am letzten Wochenende des Monats in den negativen Bereich.

 Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im September 2019 in Deutschland

Abbildung 3: Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im September 2019 in Deutschland (Quelle: Energy Brainpool)