Konventionelle Kraftwerke leiden an niedrigen Spotmarktpreisen. Sobald die ersten Kapazitäten aus dem Markt gehen, können die noch verbleibenden Teilnehmer allerdings wieder mit höheren Margen rechnen.

KWSAL_2016_05_23 (BNetzA)
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Die Bundesnetzagentur hat die aktuellen Zahlen zu geplanten Kraftwerksstilllegungen veröffentlicht. Kraftwerksbetreiber haben dort bis 2020 mehr als 6.5 GW an konventioneller Erzeugung zur Stilllegung gemeldet. Unter Einbeziehung von Kraftwerken, die derzeit gebaut werden, würden diese Stilllegungen einen Netto-Rückgang von 2.8 GW konventioneller Kraftwerkskapazität bis zum Ende dieses Jahrzehnts bedeuten. Der größte Rückgang an Kapazität würde in Süddeutschland stattfinden. Hier würde, insbesondere durch das Abschalten zwei großer Kernkraftwerke, die installierte Leistung um 2.3 GW abnehmen (Quelle: Montel). Süddeutschland ist aber auch ein Hauptabnehmer von Strom und falls die Übertragungsleitungen für Windstrom aus dem Norden nicht planmäßig fertiggestellt werden (und der Ausbau erneuerbarer Energien im Süden nicht schneller vorangeht), könnte der Kapazitätsrückgang noch problematisch werden.

Deutschlands gesamte Stromerzeugungskapazität liegt bei 204 GW, wobei 98 GW erneuerbare Kapazität ist, vor allem Wind an Land und PV. Allerdings stellen Kohlekraftwerke mit 48 GW noch den größten Teil der deutschen Kraftwerkskapazitäten (Quelle: Montel).

Ein Grund warum konventionellen Kraftwerke mit niedrigen Margen kämpfen, sind niedrige Strompreise im Großhandel. Am Sonntag 20. November 2016 rutschte der Day-Ahead Grundlastpreis leicht in den negativen Bereich (Abbildung 1), da die Erzeugung aus Wind und Solar in der Spitze bis über 40 GW betrug. An 11 Stunden des Sonntags, lagen die Preise unter EUR 0. Während der niedrigste Preis in der Day-Ahead Auktion bei -30,41 EUR/MWh lag, wurden im Intraday Preise von bis zu -176,7 EUR/MWh erreicht (Quelle: Montel). Mit einer Einspeisung von über 30 GW Wind und geringer Nachfrage, sind solche Preise allerdings auch keine Überraschung. Mit dem weiteren Zubau erneuerbarer Energien, wird dieses Phänomen zudem noch häufiger auftreten.

Figure 1: Day-ahead prices for power in Germany on Sunday 20.11.2016, Quelle: EpexSpot

Abbildung 1: Day-ahead Preise für Deutschland am Sonntag 20.11.2016, Quelle: EpexSpot

Diese Umstände stellen für Betreiber konventioneller Kraftwerke ein Dilemma dar. Entweder lassen diese ihre Kraftwerke laufen und haben geringe oder sogar negative Einnahmen, oder sie schalten Kraftwerke ab, verdienen dann aber auch kein Geld mehr mit diesen. Im letzteren Fall werden dann die Betreiber, die ihre Kraftwerke laufen länger am Netz ließen, profitieren, da die reduzierte konventionelle Kapazität grundsätzlich zu höheren Spotpreisen führt. Die Betreiber, die über einen längeren Zeitraum niedrige Margen akzeptieren können, werden somit langfristig Vorteile gegenüber weniger finanzstarken Wettbewerben haben.