Langsamer wachsender Strombedarf, sowie gleichzeitiger Bau vieler Kraftwerke hat in China zu Überkapazitäten von bis 20 Prozent geführt. So lagen die Volllaststunden thermischer Kraftwerke im Jahr 2015 auf dem niedrigsten Wert seit 37 Jahren.

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Nach Einschätzung von Qiao Baoping, dem Präsidenten des drittgrößten chinesischen Energieversorgers China Guodian Corporation, könnte Chinas Stromerzeugungskapazität schon bald mehr als 20 Prozent über dem eigentlichen Bedarf liegen. Chinas installierte Kapazität hat sich seit 2002 mehr als vervierfacht und liegt heute bei 1,51 TW. Ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum bedeutet jedoch, dass auch Chinas Strombedarf langsamer wächst und Überkapazitäten entstehen.

Statistiken der Nationalen Energieadministration Chinas (NEA) zeigen, dass die Nutzung thermischer Kraftwerke 2015 den niedrigsten Stand seit 37 Jahren erreicht hat und durchschnittlich nur noch bei 4.329 Volllaststunden lag. In den ersten beiden Monaten des Jahres 2016 nahm der chinesische Stromverbrauch lediglich um 2 Prozent zu und erreichte 876,2 TWh. Angesichts der prognostizierten Erweiterung des thermischen Kraftwerkparks um 100 GW gehen Vorhersagen für 2016 von weiter wachsenden Überkapazitäten aus.

Während der jährlichen Vollversammlung des Nationalen Volkskongresses kritisierten gleichzeitig einige Abgeordnete den Plan der Zentralregierung zur Reduktion von Überkapazitäten in der chinesischen Industrie und im Kohlesektor. Die Hauptkritik richtete sich gegen die geplante Aufteilung der Kosten, die durch die Umstrukturierungen zwischen Peking und den Lokalregierungen entstehen werden. Schätzungen gehen davon aus, dass in der Kohle- und Stahlindustrie bis zu 6 Mio. Arbeitsstellen wegfallen könnten. Peking hatte verkündet einen 100 Mrd. RMB (etwa 13,6 Mrd. EUR) schweren Fond einrichten zu wollen, der unter anderem Umschulungen für Arbeiter finanzieren soll. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass auch Provinzregierungen und betroffene Unternehmen sich beteiligen müssten.